Am 07. Juli 2007 (Eine Schnapszahl – ein gutes Omen für eine Roverfahrt?) um 11 Uhr morgens ging es für die Rover nach Masuren, Polen. Da bis auf Christian Janssen von uns noch niemand in Polen gewesen ist, waren wir alle sehr gespannt, was uns dort erwarten würde. Von einigen Rovern, die bereits 2004 in den Masuren waren, hörten wir, dass ihnen Lebensmittel aus den Kisten heraus gestohlen wurde und die sanitären Anlagen noch aus ostpreußischen Zeiten hätten stammen können. Da haben wir uns dann schon gefragt, was an den Vorurteilen dran ist. Doch um eins vorweg zu nehmen: Polen hat uns nur im positiven Sinne überrascht.
Nach 8-stündiger Fahrt, kamen wir endlich in Berlin an. Für viele von uns ebenfalls eine Premiere. Während Christian sich in seinem Hostel von der Fahrt erholte, erkundeten wir Berlin und beendeten den Abend schließlich im Sony Center in gepflegter Runde.
Nach einer unruhigen Nacht im Vito, der Anhänger war nach anfänglichen Versuchen noch weniger zum Schlafen geeignet, ging es weiter Richtung Osten auf die aufgehende Sonne zu. Ab der polnischen Grenze formte sich die Autobahn zu einer Landstraße um und die Landschaft war geprägt durch  weite Kornfelder, Wiesen und Nadelwälder. Wenn wir ab und zu durch ein Dorf oder an ein paar Häusern vorbeifuhren, bemerkte man, dass die polnische Bausubstanz, zumindest in den ländlichen Gebieten, noch recht rückständig im vergleich zu Deutschland ist.
Gegen 17:00 erreichten wir Kurzetnik, wo Dorotas Familie wohnt. Nach einer kleinen Stärkung und ein paar Informationen, wurden wir zum Campingplatz geleitet, welcher direkt an einem riesigen See lag. Wir bekamen eine große Wiese zugeteilt, die durch Hecken von den angrenzenden Plätzen abgetrennt war. Als wir ankamen war nicht viel los auf dem Platz, darum bauten wir die neue Großraumjurte mitten auf der Wiese auf. Wohlgemerkt, es war Sonntagabend und was wir noch nicht wussten war, dass jedes Wochenende freitags Bauernabend und samstags Disco war. An diesen zwei Tagen war der Campingplatz rappelvoll, ebenso wie die polnischen Jugendliche, die in Massen angeströmt kamen. Sonntagnachmittags war der ganze Spuk vorbei und es blieben höchstens Müllberge zurück. An den folgenden zwei Wochenenden sahen wir uns umzingelt von Igluzelten und Autos.
Nachdem unser Zelt aufgebaut war, checkten wir die berüchtigten Sanitäranlagen. Nun, im Grunde hatten wir Glück. In den zwei Jahren wurden anscheinend „neue“ Toiletten errichtet. Genauer gesagt waren es Dixis, die aber nur von Außen Dixis waren. Innen waren normale Klos mit einer normalen Spülung eingebaut. Die Duschen bestanden aus zwei Dixis, die aneinander geschraubt wurden. Waschen konnte man sich aber auch wahlweise an einer Waschrinne oder im See.
Am ersten Abend mussten wir uns noch mit 0815- Essen begnügen, doch nachdem wir beim Biedronka einkaufen waren, gab es alle drei Tage Fleisch vom Grill, ab und zu wurde frittiert und zwischendurch gab es mal zur Abwechslung Bratkartoffeln oder Pfannkuchen.
Mittags pflegten wir eine gemütliche Teezeit mit Kuchen zu halten. Die Abende wurde nach typischen Rovergewohnheiten verbracht. Die Einzelheiten spar ich mir aus Diskretion.
Am Mittwoch besuchten einige Torùn (zu dt.Thorn) an der Weichsel, der Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus. Mit 200.000 Einwohnern ist sie eine der größten Städte Polens und ist Weltkulturerbe der UNESCO. Meiner Meinung nach ist Thorn die schönste Stadt, die wir in Polen gesehen haben. Eine sehr schöne und gepflegte Altstadt mit einer großen Einkaufsstraße, und einer schönen Weichsel Promenade. Wie auch schon in Kurzetnik stellten wir fest, dass die alten evangelischen Kirchen zu Kinos umfunktioniert wurden. Das liegt daran, dass Polen bis zum 17. Jahrhundert eine individuelle Glaubensfreiheit festgeschrieben hatte. Erst ab dem 17. Jahrhundert setzte sich die katholische Kirche durch die Gegenreformation zu Luther durch.
Ansonsten gibt es zu sagen, dass Thorn so modern ist wie jede deutsche Großstadt auch.
Generell kann man sagen, dass die Stadt- Land Disparität in Polen sehr groß ist. Dem Land mit alten Bauernhöfen und schlechten Straßen, stehen moderne Städte mit Internet Hot- Spots gegenüber.
Der zweite Tagesausflug führte uns nach Olstyn (zu dt. Allenstein), der Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland- Masuren. Eine Woiwodschaft ist ein Verwaltungsbezirk, insgesamt gibt es 16 Stück in Polen.
Allenstein besitzt ebenfalls eine schöne Altstadt, die aber mit der Thorns nicht zu vergleichen ist. Allenstein ist zwar mit ca. 175.000 Einwohnern noch recht groß, allerdings ist die Altstadt recht klein.
Zurück auf dem Campingplatz schauten sich Jonas und Christian abends das „Dorffest“ in der Disco an. Es sprach sich schnell herum, dass Deutsche auf dem Platz sind, und so machten Jonas und Christian jede Menge Bekanntschaften mit sehr netten und offenen Polen.
Am nächsten Tag, war erstmal schwimmen und sonnen angesagt. Das Wetter war im Laufe der ersten Woche immer besser geworden und nun konnten wir bei strahlend blauen Himmel und 30°C relaxen. Abends ging es dann für fast alle von uns in die Disco, diesmal bei Techno Musik. Das 0,5er Bier kostet umgerechnet 90 Cent in der Disco. Ein wichtiger Unterschied zwischen polnischem und deutschem Bier: Fassbier ist in Polen schlechter als Flaschenbier und deswegen billiger. Allerdings ist die Qualität eher suboptimal. Es wird angeraten auf Flaschenbier zurückzugreifen. Und das kann sich echt blicken lassen. Lech, Tyskie oder Warka, alles Spitzenbiere.
Am Dienstag ging es dann für eine Gruppe (die zweite Gruppe fuhr am nächsten Tag) nach Rastenburg zur Wolfsschanze, eines von Hitlers Hauptquartieren während des Zweiten Weltkrieges. Wie schon im Herbst 2006, als die Rover in der Normandie waren, beeindruckten uns die gewaltigen Bunkeranlagen und die betroffene fast schon bedrückende Atmosphäre. Wir haben uns dafür entschieden keine Kluft sondern die neuen Rovershirts anzuziehen. Man weiß halt nie, wie die anderen Leute reagieren und wir wollten keinen falschen Eindruck erwecken. Wir verzichteten auf einen Führer (*hust*) und erkundeten selbst das Waldareal. Die Bunker wurden alle gesprengt soweit dies bei meterdicken Stahlbetonwänden möglich war. Sie sind daher zum Teil noch begehbar.
Freitag besuchten wir die Stadt Graudenz, die auch an der Weichsel liegt. Dort spazierten wir etwas in der Stadt und hielten nach billigen Klamottenläden Ausschau, wobei wir leider keinen Erfolg hatten. Ketten wie New Yorker sind allerdings fast noch teurer als in Deutschland.
Samstag machte Christian Roosen dann sein Versprechen, welches am kleinen Sandstrand vom See stattfand.
Am nächsten Tag stand die letzte Tour an, die uns nach Danzig führte. Carsten und Meike passten auf unser Zelt auf, sodass wir mit allen Rovern fahren konnten.
Nach einer langen Fahrt und nach einem kurzen Zwischenstopp an der Marienburg, erreichten wir sehnsüchtig unser Ziel. Zunächst machten wir einen kleinen Stadtrundgang, bei dem wir u.a. die Langgasse, das Goldene Tor, den Langen Markt mit dem Rathaus und dem Neptunbrunnen und  dem Wahrzeichen Danzigs, dem Krantor an der Mottlau sahen. Den Rundgang schlossen wir mit einem guten aber sehr preisgünstigen Essen ab. Überhaupt kann man sich in Polen überlegen statt selber zu kochen nicht lieber ins Restaurant zu gehen, denn die Preise sind nahezu identisch. In Danzig bekam Annika dann auch endlich die Möglichkeit sich den neuen Harry Potter Band zu holen, den sie in Polen fast zu Ende las.
Nach einer unruhigen Sonntagnacht (es waren viele Jugendliche auf dem Platz), ging es ans Abbauen und einräumen. Eigentlich wollten wir aus Polen gar nicht mehr weg. Die Leuten waren freundlich, das Essen und vor allem Trinken war billig und die Landschaft wunderschön. Wir stopften den Bus und Anhänger voll mit Zigaretten, Cornflakes, Tee und anderen polnischen Waren und machten uns auf die Heimfahrt. Erneut machten wir Zwischenstopp in Berlin, dort zog es aber alle bis auf Holger, der auf den Bus aufpasste, in ein Hostel. Müde und überglücklich die Fahrt nach Polen gemacht zu haben, kamen wir abends in Kempen an. Wir konnten viele falsche Vorstellungen von Polen geraderücken und wissen nun wie es so aussieht – im Osten Europas.
 

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

Image

aus dem Stamm ..

Scroll to top